Weltkulturerbe ohne Klimaanpassung: Vertane Chance am Burchardplatz

Der Burchardplatz heute: Ein mit wenigen Platanen kaum beschatteter Parkplatz vor der Kulisse eines Weltkulturerbes. Um diesen architektonisch einzigartigen Ort im Herzen der Innenstadt aufzuwerten, wurde ein städtebaulicher Wettbewerb ausgelobt, dessen Ergebnisse noch bis zum 23. November im Instituto Cervantes im Chilehaus einzusehen sind. Der Gewinnerentwurf ist aus architektonischer Perspektive betrachtet konsequent gedacht. Die Aufwertung der Sichtachsen, die dem Weltkulturerbe-Ensemble zur Geltung verhelfen und dessen Status sichern sollen, bekommt die höchste Priorität. Der zukünftige Burchardplatz soll aber nicht nur den Ansprüchen von Denkmalschutz und Architektur genügen, sondern vor allem den Anwohnenden und Bürger*innen einen öffentlichen Raum mit hoher Aufenthaltsqualität bieten. Nicht zu vergessen sind dabei die Herausforderungen, denen sich eine vom Klimawandel zunehmend betroffenen Metropole gegenübersieht.

Nimmt man diese Anforderungen als Referenz, ist das Ergebnis des Wettbewerbsverfahrens eine herbe Enttäuschung: Alle anderen Entwürfe tragen dem Ziel einer lebenswerten, klimaresilienten Stadt besser Rechnung. Positiv ist anzumerken, dass der Burchardplatz auch mit diesem Entwurf autofrei werden soll. Aber mit Blick auf die Neuaufteilung des öffentlichen Raums zugunsten von Fußgänger*innen und die notwendige Reduktion des Autoverkehrs in den Nebenstraßen hat hier eindeutig nicht der beste Entwurf gewonnen. Gleiches lässt sich hinsichtlich der Steigerung der Aufenthaltsqualität sagen. Während sich andere Entwürfe Gedanken machen, wie dieser Stadtraum durch mehr Grün aufgewertet werden kann, und Ideen einbringen, wie in Zukunft mit Regenwasser umgegangen wird, sollen im Siegerentwurf Bäume, die Sichtachsen blockieren, gefällt werden. 

Dazu Dr. Henrike Wehrkamp, Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN in Hamburg-Mitte: „Der neue Burchardplatz wird somit zum Sinnbild für eine weitere verpasste Chance, Klimaanpassungsstrategien in der heutigen Stadtplanung mitzudenken.“