Herzlich Willkommen an Marion Hartung – Unser neuestes Mitglied in der Fraktion!

Marion setzt sich seit mehr als 20 Jahren für ihre Wahlheimat Rothenburgsort ein. Sie ist dabei beharrlich und kann geduldig abwarten, bis die Zeit gekommen ist – und zwar ohne dabei die Lust und Laune zu verlieren. Im Interview hat Johanna mit ihr über ihren Stadtteil, ihren Weg in die Politik und ihre Tipps für Neulinge in der (Bezirks-)politik gesprochen. 

Marion ist das neueste Mitglied der Bezirksfraktion Mitte und begeistert von ihrer Wahlheimat Rothenburgsort. Im Gespräch zeigte sie eine Illustration aus dem Jahr 2000 von Roland Burmeister, auf der die prägendsten Hamburger Türme sowie der Wasserturm als Wahrzeichen Rothenburgsorts zu sehen sind – ergänzt durch die augenzwinkernde Aufforderung „Stellt ihn zu den anderen! Endlich!“. Eine schöne Liebeserklärung an einen häufig vergessenen Stadtteil. Die sympathische Hundeliebhaberin Marion arbeitet an der Helmut-Schmidt-Universität, wo sie gemeinsam mit einer Kollegin den Bereich des E-Learning aufgebaut hat und Ansprechpartnerin für die Anwender:innen einer Open Source Lernplattform ist. In der Bezirkspolitik engagiert sie sich im Cityausschuss und im Ausschuss Elbbrücken.

Du bist im Hamburger Westen aufgewachsen, was hat dich nach Rothenburgsort verschlagen?

1985 bin ich nach einem Jahr im Ausland auf der Wohnungssuche in Hamburg auf ein Angebot in Rothenburgsort gestoßen und lebe bis heute gerne dort, inzwischen schon in der dritten Wohnung. Nach einem ersten Kennenlernen habe ich mich ganz bewusst für diesen Stadtteil entschieden. Das besondere ist die Kombi – Rothenburgsort ist einerseits sehr zentral, andererseits abgeschieden und auf seine Art und Weise eine „Insel“. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass man Elbe und Bille hier quasi hautnah genießen kann wie zum Beispiel im Entenwerder Elbpark oder im Naherholungsgebiet Kaltehofe.

Eine weitere Besonderheit ist, dass in dem immer noch häufig unterschätzten Stadtteil das Mietpreisniveau (noch) moderat ist. Denn nach den Zerstörungen durch den Feuersturm gibt es kaum Altbausubstanz. Dennoch steigen die Mietpreise gerade auch hier, was besonders schmerzlich für die Geringverdiener:innen vor Ort ist.

Wenn du dich mit einem Wort beschreiben würdest, welches wäre das?

Beharrlich. Und ich ergreife Chancen, die sich bieten. Wie zum Beispiel 2007, als sich die Möglichkeit bot, in den Räumen eines ehemaligen Gemeindehauses das schon damals in den Gutachten der Stadtentwickler geforderte soziale Stadtteilzentrum, zu betreiben. Das habe ich natürlich nicht allein, sondern mit ganz vielen Leuten und viel Unterstützung, auch seitens des Bezirksamtes, getan, aber als wir die „RothenBurg“ dann zugunsten von Wohnungsbau schließen mussten, war für mich klar: Nur nicht die Hoffnung verlieren, dass es doch noch eine langfristige Perspektive gibt. Ich kann warten. Und zwar ohne dabei die Lust und die Laune zu verlieren.

Wie bist du in die Politik gekommen?

Mein kommunalpolitisches Engagement begann 1996, also nachdem ich schon rund 10 Jahre in Hamburg-Mitte wohnte. Auslöser war der Beginn eines zehnjährigen Programms der Sozialen Stadtentwicklung in Rothenburgsort – von der konstituierenden Sitzung an habe ich im Stadtteilrat aktiv mitgearbeitet. 1997 bin ich dann von der damaligen GAL-Vorsitzenden eingeladen worden, die Grünen in der aufgewachsenen Grünen Fraktion im damaligen Ortsausschuss mit der Rothenburgsorter Perspektive zu verstärken, denn alle anderen in der Fraktion wohnten auf der Veddel. Auch wenn sich die Zuständigkeiten zwischenzeitlich änderten, habe ich bis heute jeweils in den Gremien mitgearbeitet, die für Rothenburgsort zuständig waren. 

Also, in welchen Ausschüssen bist du derzeit aktiv?

Nur wenige Wochen bevor ich als Nachrückerin in die Bezirksversammlung eingezogen bin – also gewissermaßen aus der Position der ewigen zugewählten Bürgerin in die einer „richtigen“ Abgeordneten wechselte – habe ich zugesagt, in den neu konstituierten Elbbrückenausschuss zu gehen. Dieser fachressortübergreifende Ausschuss, der die synchronisierte Entwicklung des Gebiets Kleiner Grasbrook, Veddel, Rothenburgsort und Hafencity vorantreiben soll, bündelt quasi alle meine Interessen aus über 20 Jahren Kommunalpolitik! Außerdem bin ich im Cityauschuss aktiv, der grundlegend für die Belange von St. Pauli, St. Georg, Alt- und Neustadt sowie Hammerbrook und Rothenburgsort zuständig ist

Beharrlich, wie ich nun mal bin, werde ich, mein langjähriges Engagement für ein soziales Stadtteilzentrum in Rothenburgsort auch im neuen Elbbrückenausschuss einbringen, aber natürlich bin ich auch offen für die neuen Themen, die dort erstmals im Rahmen der Bezirkspolitik verhandelt werden sollen z.B. die schulische Entwicklung.

Was würdest du einer Person mitgeben, die neu in die (Bezirks-)politik einsteigt?

Das Gleiche, was mir vor weit über 20 Jahre auch schon mitgegeben wurde, als ich selbst begann, mich zu engagieren: „Die Mitarbeit soll von deinem eigenen Interesse geleitet sein, für das die GRÜNE Fraktion bestenfalls eine Unterstützung bietet.“ Die grundlegende Kompatibilität mit dem grünen Programm und den Grundwerten sei hier vorausgesetzt.

Ich wünsche allen, dass sie schneller als ich auch grundlegende Erfolge der eigenen politischen Arbeit sehen können. Wie viel jede:r dafür investieren will und kann, muss letztlich auch jede:r für sich entscheiden. Zum Glück gibt es verschiedenste Formate, die auch zu den unterschiedlichen Bedürfnissen der jeweiligen Person passen. Und ich bin aus tiefstem Herzen überzeugt davon, dass jede:r für sich – auch unabhängig vom tatsächlichen Erfolg – ganz persönlich von diesem Engagement profitieren kann. Für mich zum Beispiel war es rückblickend wichtig, ein Aktionsfeld neben meiner beruflichen Situation zu haben, zum einen als Ausgleich, aber auch um mich selbst ausprobieren und weiterentwickeln zu können.