Herausforderung fördert Teamgeist: Interview mit dem Fraktionsvorstand

Kurz vor Ende der 22. Legislaturperiode gibt uns der Fraktionsvorstand, bestehend aus Sven Dahlgaard, Henrike Wehrkamp und Manuel Muja, einen kleinen Einblick, wie sie die vergangenen fünf Jahre erlebt haben.

Ihr seid alle drei zum ersten Mal im Fraktionsvorstand – beschreibt uns doch mal die politische Kultur in der Fraktion und in der Bezirksversammlung. Welche Erwartungen habt ihr mitgebracht und inwieweit wurden diese erfüllt? Und wovon wurdet ihr überrascht?

Sven: Ich bin ja überraschend am Anfang der Legislatur nachgerückt. Das war aufregend und enttäuschend zugleich. Wir wurden um unseren Wahlerfolg gebracht und die SPD hat schnell den Schulterschluss zur CDU und FDP gesucht. Leider war von da an die politische Kultur in der Bezirksversammlung vergiftet, eine interfraktionelle Zusammenarbeit fand nicht statt und die Mitglieder der AfD trugen natürlich auch dazu bei, dass oftmals Hass und Unverständnis die Arbeit überschattet hat. Was unsere Fraktion angeht, habe ich von Anfang an ein solidarisches Miteinander erlebt und das tat gut.

Henrike: Das hat Sven gut zusammengefasst!

Manuel: Die Anfangsschwierigkeiten machten es uns als Fraktion zunächst schwer ins Fahrwasser zu kommen, gleichzeitig schweißten sie uns als Team fester zusammen. Wie Sven schon gesagt hat – umso schwieriger war die politische Kultur in der BV. Dies hat sich aber mit der Zeit auch stückweise verbessert, so dass im Laufe der Legislatur doch eine teilweise Zusammenarbeit mit den regierenden Koalition und der Linken als Oppositionspartnerin möglich war.

Henrike: Was mich immer wieder überrascht hat, war, über welche Themen beherzt gestritten wurde – oder auch nicht. So war die Bezirksversammlung in einer Sitzung genau der „Verwaltungsausschuss“, die sie per Definition ist und in der nächsten wurde es laut, hitzig oder gar lustig. Die politischen Linien sind deutlich geworden.

Rückblickend: Welche eurer persönlichen Eigenschaften habt ihr am besten in die Vorstandsarbeit einbringen können? 

Henrike: Als ich einzog, war ich mitten in meiner Promotion und musste erst einmal lernen, dass sich kommunalpolitische Probleme häufig nicht mit wissenschaftlichen Methoden lösen lassen. Da war viel mehr meine offene, kommunikative Art gefragt!

Manuel: Kommunikationsskills waren tatsächlich wichtig, um wirklich alle Fraktionär*innen auf unserem gemeinsamen Weg über die vergangenen 5 Jahre mitzunehmen. Darüber hinaus war mein organisatorisches Talent die Eigenschaft, die mir am meisten geholfen hat, während der Zeit einen Gesamtüberblick zu behalten.

Sven: Als der Senior in unserem Vorstand konnte ich natürlich auf meine politische und berufliche Erfahrung zurückgreifen. Das war sicherlich hilfreich in unserer Zusammenarbeit. Andererseits war es immer wieder eine Herausforderung, neue Kommunikationsformen und technische Hindernisse zu meistern. Henrike und Manuel haben aber immer wieder mit Geduld und Augenzwinkern darauf reagiert. [allgemeine Heiterkeit] 

Welchen Aspekt euer politischen Arbeit in den letzten 5 Jahren mochtet ihr richtig gern – und worauf hättet ihr gut verzichten können?

Sven: Im Bereich Jugendhilfe, Sozialraumentwicklung und Stadtteilkultur hatte ich klare Vorstellungen wie ein effektives Verwaltungshandeln die Lebenssituation vieler Menschen in unserem Bezirk verbessern können. Es hat mir Spaß gemacht, meine Vorstellungen in den Ausschüssen und in der Kommunikation mit der Verwaltung einbringen zu können. Leider wurden viele Initiativen und Vorstellungen gebremst, nur weil sie von uns GRÜNEN kamen. Auch im Regionalausschuss Billstedt ging es mir persönlich viel zu oft um Parkplätze und Schlaglöcher und zu wenig um Spielplätze und Radwege.

Henrike: Auf viele halbgare Argumente hätte ich verzichten können, wenn Vorschläge, wie Sven bereits erwähnt hat, von uns aus Prinzip abgelehnt wurden. Besonders viel Freude hat mir allerdings die Arbeit im Kulturausschuss gemacht.

Manuel: Mir hat die Arbeit besonders an Projekten großen Spaß bereitet, wenn ich das Gefühl hatte, Dinge voranzubringen. Auf der anderen Seite hätte ich gerne auf interne Befindlichkeiten und Herausforderungen verzichten können.

Was seht ihr als die größten Herausforderungen an, sowohl an den zukünftigen Vorstand als auch für die Fraktion in der kommenden Legislatur?

Henrike: Wir werden auch im Bezirk an unserer Klimaschutzpolitik gemessen werden, und müssen die Hebel, die wir hier zur Verfügung haben, kreativ nutzen. Wir müssen eine faire politische Kultur vorleben, in den Gremien und auf der Straße. Es wird ganz massiv darauf ankommen, Kompliziertes zu erklären und Zielkonflikte deutlich zu machen.

Sven: Aufgabe des zukünftigen Vorstandes wird es sein, die Aufgaben und Herausforderungen zu bündeln und politische Bündnisse zu knüpfen.

Manuel: Und hoffentlich gehen aus diesen Bündnissen neue Herausforderungen hervor, nämlich die der Beteiligung an einer Koalition, die wir gerne angehen! Nach innen müssen wir auf eine positive Gruppendynamik achten, um das vertrauensvolle Miteinander in der Fraktion zu stärken und kontinuierlich weiter auszubauen. 

Sven: Was die voraussichtliche Fraktion angeht, da bin ich sehr zuversichtlich, dass wir harmonisch und solidarisch die Anforderungen der kommenden Legislatur meistern werden.