Interview mit Carina van Haeften & Julia Brinkmann: Von Wandsbek nach Mitte 28. Februar 202427. März 2024 Ihr seid in der aktuellen Legislatur beide in der Bezirksversammlung Wandsbek zu Hause und kandidiert für die anstehende Bezirkswahl im Juni 2024 erstmals für uns GRÜNE in Hamburg-Mitte. Wie kam es dazu? Carina: Julia und ich haben früher in Eilbek tatsächlich „um die Ecke gewohnt“. Wir konnten aus der Küche in ihre Wohnung schauen und Julia hat unser Baby schon gehört, bevor sie unseren Sohn jemals gesehen hatte, denn zu der Zeit kannten wir uns noch gar nicht. Kennengelernt haben wir uns dann nach der Bezirksversammlungswahl 2019 als wir beide in die Bezirksversammlung Wandsbek einzogen. Während der Legislatur sind wir dann beide umgezogen, Julia nach St. Georg und ich nach Billstedt. Wir wohnen jetzt zwar nicht mehr nebeneinander, können aber weiterhin gemeinsam Politik, jetzt in Mitte, machen!Julia: Mit dem Umzug nach St. Georg vor vier Jahren war eine Kandidatur in Wandsbek nicht mehr möglich. Da ich mich aber weiterhin für eine GRÜNE Stadtentwicklung und ein soziales Miteinander einsetzen will, fiel die Entscheidung, mich bei den GRÜNEN in Mitte weiter zu engagieren. Was werdet ihr in Wandsbek vermissen und worauf freut ihr euch in der GRÜNEN Fraktion Mitte? Julia: Natürlich werde ich unser Team vermissen, die Kolleg*innen bei den GRÜNEN und auch bei der SPD, mit der wir ja koaliert haben. Über die Jahre haben sich ja echte Freundschaften entwickelt.Carina: In Wandsbek sind wir jetzt alte Häsinnen, kennen die genauen Abläufe, die verantwortlichen Personen in der Verwaltung, die Themen und Interessengruppen. Da müssen wir uns in Mitte wieder neu reinfuchsen. Aber so wie ich die heutige Fraktion und die Kandidierenden kennengelernt habe, werden wir da sicherlich schnell abgeholt.Julia: Mir wird auch das ein oder andere Projekt fehlen, wie die Neugestaltung des Wandsbeker Quarre und die Umnutzung des Karstadt-Hauses, die ich lange begleitet habe. In Mitte freue ich mich auf die neuen Herausforderungen, da der Bezirk strukturell anders ist als Wandsbek. Carina: Ja, es kommen kommunalpolitische Themen für uns dazu, mit denen wir in Wandsbek bisher weniger Berührungspunkte hatten. Zum Beispiel Obdachlosigkeit und die Veranstaltungsdichte in der City und der Umgang damit. Das wird zugleich spannend und herausfordernd. Zudem müssen bei einer Regierungsbeteiligung laufende Bebauungsplanungen auf ihre ökologischen und sozialen Standards überprüft werden, gleiches gilt für das Arbeitsprogramm Verkehr. Es gibt viel zu tun!Julia: Ganz besonders freue ich mich, dass ich hoffentlich nun wieder dort Politik machen kann, wo auch mein Lebensmittelpunkt ist. Was sind eure Herzensthemen und politischen Schwerpunkte im Bezirk? Carina: Mir ist es wichtig, dass Kinder und Familien in allen Bereichen mitgedacht werden. Junge Eltern sind in Parlamenten verständlicherweise aufgrund der Belastungen zu Hause oft schlecht vertreten. Ihren Bedürfnissen möchte ich im Wohnungsbau, in der sozialen Infrastruktur und der Verkehrssicherheit immer wieder eine Stimme geben.Julia: Stadtplanungspolitik von A bis Z. Mir liegt es besonders am Herzen, dass wir in Zukunft mehr nachhaltige Baumaterialien einsetzen. Ein Beispiel wäre die Holz-Hybrid-Bauweise. Angesichts der steigenden Baukosten, wird es auch eine spannende Frage sein, städtebaulich hochwertige Modulbauweisen voranzutreiben. In den vergangenen Jahren sind Klimawandel und Stadterhitzung immer präsenter geworden. Unsere Plätze in Mitte müssen wir daher neu gestalten, so dass sie Menschen als Oasen dienen können. So schaffen wir eine bessere Aufenthaltsqualität und neue Treffpunkte für Menschen. Ich könnte mir Projekte zu Pocket-Parks vorstellen. Gibt es konkrete Projekte / Anträge, die ihr in Wandsbek angeschoben habt, die ihr auch in Mitte realisieren wollt? Carina: Ein wirklich sinnvolles und niedrigschwelliges Partizipationsangebot für die Bürger*innen sind Grünpatenschaften, wofür im Bezirk Wandsbek Fördergelder für die Bepflanzung und Pflege öffentlicher Pflanzflächen beantragt werden können. Das wäre auch für Mitte ein ökologischer Gewinn! Außerdem werden Julia und ich sicherlich das familienfreundliche, soziale und nachhaltige Bauen in Mitte weiterhin tatkräftig vorantreiben.Julia: Da fallen mir spontan zwei Themen ein: Einmal die Umnutzung von Parkplätzen zu Fahrradstellplätzen oder Aufenthaltsflächen und die Wertschätzung von Gebäuden aus den 50er und 60er Jahren, die beispielsweise auch unter Denkmalschutz gestellt werden könnten. Sonst würde diese Bebauung verschwinden und wir würden eine ganze Bauepoche verlieren: Stichwort Esso-Hochhäuser. Worin seht Ihr die großen politischen Herausforderungen der Hamburger Kommunalpolitik? Julia: Es ist immer eine Herausforderung, gute Stadtplanung umzusetzen und nachhaltig zu gestalten. Themen wie Wohnungsmangel, familienfreundliches Bauen, bezahlbarer Wohnraum für alle oder Stadtkühlung sind bedeutende bezirksübergreifende Themen.Carina: Die wirkliche Herausforderung sehe ich darin, die anderen demokratischen Parteien endlich davon zu überzeugen, dass es sinnvoll ist, die Zukunft GRÜN zu denken. Dass die Mobilitätswende keine Ideologie ist, sondern einen Beitrag zu mehr Klimaschutz, Verkehrssicherheit, Umnutzung des öffentlichen Raums und die freie Verkehrsmittelwahl leistet. Gleiches gilt für den nachhaltigen sozialen Wohnungsbau. Grundsätzlich bleibt der Kampf gegen rechte Überzeugungen und Unmenschlichkeit in den Bezirksversammlungen eine wichtige Aufgabe. Mit unserem Programm bieten wir derzeit scheinbar keine ausreichend wählbare Alternative für Bürger*innen. Da müssen wir als Partei überlegen, wie wir die Menschen ansprechen können und von der Notwendigkeit der Umsetzung von GRÜNEN Ideen für die Zukunft in Deutschland überzeugen können. Das können wir am besten als vertrauensvolle Vertreter*innen vor Ort in den Stadtteilen erreichen.