Kritik an Erinnerungskultur und Geschichtsverständnis der Regierungskoalition in Mitte

Mit Entsetzen haben wir die Position der Deutschland-Koalition (DeKo) in der letzten Sitzung des Ausschusses für Musik, Kultur und Kreatives am 03. September 2020 aufgenommen, dass Georg Elsers versuchtes Hitler-Attentat nichts mit der Woche des Gedenkens zu tun habe. Mit dieser Begründung wurde – gegen die Stimmen der LINKEN und GRÜNEN – folgende Passage aus der Vorlage der Verwaltung (Drs. 22-1234) gestrichen:

Eine Veranstaltung am 08.11. würde die Möglichkeit eröffnen, an das erste Hitler-Attentat von Georg Elser zu erinnern, der als einer der wenigen handelte, um einen Krieg zu verhindern. Dieser Tag ist aus historischer Sicht passend, da es sich hierbei um einen positiv besetzten Tag handelt, der der ursprünglichen Idee der Woche des Gedenkens entsprechend Rechnung trägt.

Diese Streichung ist nicht nur eine Textkorrektur, vielmehr werden hier die überfraktionelle Zusammenarbeit der Arbeitsgruppe zur Umsetzung der Woche des Gedenkens und das Wesen der geplanten Veranstaltungen direkt in Frage gestellt. Völlig unverständlich bleibt, warum der DeKo dieser wichtige Teil des Widerstands gegen den Nationalsozialismus so wenig wert ist, dass das misslungene Attentat Elsers nicht einmal in der Drucksache vorkommen darf – geschweige denn in der Woche des Gedenkens. Sein Einsatz darf nicht abgewertet werden und in Vergessenheit geraten!

Dazu Henrike Wehrkamp, Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN Bezirksfraktion Hamburg-Mitte: „Wenn Georg Elser nichts mit der Befreiung vom Faschismus zu tun hat, dann hat das Gebaren der DeKo auch nichts mit einem aufrichtigen Bekenntnis zu einer überparteilich getragenen Gedenkveranstaltung zu tun. Traurig – in solchen Fragen sollten sich alle Demokrat*innen einig sein!“